Wie ist Sprüche 10,10 zu verstehen?

Wie ist Sprüche 10,10 zu verstehen? Vor allem der erste Teil von Sprüche 10,10 – das Augenzwinkern 😉 ist nicht leicht zu verstehen.

Unterschiedliche Übersetzungen helfen nicht unbedingt weiter:

Wer mit den Augen winkt, schafft Verdruss, und wer ein Narrenmaul hat, kommt zu Fall.

Sprüche 10,10 nach Luther 1984

Wer mit den Augen zwinkert, verursacht Leid, und ein Narrenmund kommt zu Fall.

Sprüche 10,10 nach Schlachter 2000
Sprüche 10,10, Augenzwinkern, Augen winken,
Was bedeutet das Augenzwinkern in Sprüche 10,10?

1. Erklärung von Sprüche 10,10

Kontext: Sprüche 10,10 gehört zu einem Abschnitt über die Auswirkungen von (schlechter) Kommunikation auf einen selbst und andere (10,6-14). Der Vers bildet dabei die Verbindung zwischen 10,6-9 (Auswirkungen auf den Redner selbst) und 10,11-14 (Auswirkungen auf andere). Der zweite Teil des Verses (10b) ist eine wörtliche Wiederholung von V. 8b und klanglich und inhaltlich mit V. 11 verbunden.

1. Das Augenzwinkern kann heutzutage je nach Kontext verschieden interpretiert werden (oft humorvoll, als Flirt oder Intrige). Damals war das „Winken / Kneifen mit den Augen“ (einem Dritten gegenüber) ein heimliches Zeichen böser Absicht, also der Falschheit, Heuchelei und Hinterlist. Dies wird durch den Kontext (Spr 10,9b) und in Sprüche 6,12-14 deutlich (vgl. Sprüche 16,30)! Die Folgen sind Leiden aufgrund des Vertrauensverlusts.

2. Im zweiten Teil ist die Unbesonnenheit der Rede angesprochen. Ein „Narrenmaul“ (Luther) redet dummes Zeug zusammen. Wir bezeichnen das auch als Geschwätz oder die Menschen als Dummschwätzer. Der unweise Mund, redet ohne Prüfung und Überlegung bis er plötzlich stolpert und fällt, so dass er zu seiner eigenen Schande und Verletzung auf dem Boden zu liegen kommt. Dies kann sich z.B. durch Verletzungen durch Worte oder in der Entwicklung von Misstrauen beim Zuhörer ereignen.

Narrenmaul, Narrenmund, Unsinn reden, Quatschen, Labern

Sprüche 10,10 stellt also zwei Arten von schlechter Kommunikation vor: 1. Falschheit (z.B. in Form von heimlichen Gesten oder Heuchelei) und 2. unbesonnenes Gerede. Inhaltlich steht der Vers also Sprüche 4,24 nahe (wo die Folgen unerwähnt bleiben). Diese schlechten Formen der Kommunikation haben immer schädlichen Auswirkungen wie Vertrauensbrüche und Nachteile für den Sprecher.

2. Anwendungsfragen für dich

Hilfreiche Fragen zur Prüfung der eigenen Kommunikation könnten sein:

  • Gibt es Dinge, die ich lieber verheimlichen oder verschleiern möchte, wenn ich darauf angesprochen werde? Diese Lebensbereiche schützen wir häufig durch Lügen.
  • Kann ich aufrichtig von unangenehmen Dingen erzählen, weil ich nicht von der Anerkennung der Menschen, sondern aus der Gnade Gottes lebe?
  • Versuche ich auf der Arbeit oder in der Gemeinschaft durch Unaufrichtigkeit (indem ich nicht ganz ehrlich bin) Vorteile zu erzielen?

Zum Zweiten Teil des Verses:

  • Mit welchen Personen rede ich Unsinn oder sinnloses Zeug zusammen?
  • Habe ich schonmal negative Konsequenzen von Geschwätz mitbekommen?
  • Was kann mich vor Dummschwätzerei schützen?

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